In der Atemluft sind fein verteilt feste oder flüssige Stoffe, also auch mögliche Krankheitserreger. Das erklärt, warum sich das Coronavirus in starkem Ausmaß über die Luft verbreitet. „Drinnen lauert die Gefahr“, darauf weisen Aerosol-Forscher in einem Brief an die Bundes- und Landesregierung hin. Sie fordern von der Politik einen Kurswechsel. „Unter freiem Himmel verflüchtigt sich das Covid-19 Virus schnell“, so der Aerosolexperte Christof Asbach vom Duisburger Institut für Energie- und Umwelttechnologie.
Leider wird dieses Wissen nicht in praktisches Handeln übertragen. Debatten über das Spazierengehen, Aufenthalt in Biergärten oder gemeinsames Joggen und Radfahren seien kontraproduktiv. Die Gefahr lauert in den Wohnungen, Büros, Klassenräumen Wohnanlagen und Betreuungseinrichtungen. Wenn Innenräume nicht ausreichend belüftet werden, reichern sich die Viren an. Wenn sich ein Infizierter in einem Innenraum aufhält, atmet diese Person kontinuierlich das Virus aus, sodass sich Ungeschützte anstecken können. Aerosole können sich in nicht belüfteten Räumen über mehrere Stunden und sogar Tage halten, sie setzen sich nicht ab, sondern verteilen sich schwebend im Raum. Daher, so die Forscher, würden die SARS-CoV-2-Viren fast ausnahmslos in Innenräumen übertragen. Maßnahmen wie das Tragen von Masken im Freien sei eine Symbolpolitik. Die diskutierte Ausgangssperre muss dazu dienen, das Treffen in privaten Räumen zu reduzieren und nicht das Verlagern der Kontakten von außen nach innen. Die Experten empfehlen das Treffen in Innenräumen so kurz wie möglich zu gestalten, durch Stoß- und Querlüften Bedingungen, wie im Freien zu schaffen, effektive Masken in Innenräumen zu tragen und Raumluftreiniger und Filter dort zu installieren, wo Menschen sich länger in geschlossenen Räumen aufhalten müssen.
Diese Empfehlungen gelten auch für Menschen, die schutzgeimpft sind. Die Annahme, sich nach einer Schutzimpfung nicht mehr anstecken zu können oder das Virus nicht weiter verteilen zu können, ist falsch.
mt