Das Affenpockenvirus ist in Europa und auch in Deutschland angekommen. Die Krankheit scheint von einem regionalen Phänomen zu einer global relevanten Infektionskrankheit zu werden. Die Fachzeitschrift für Tropenerkrankungen berichtet, dass die vermuteten und nachgewiesenen Fälle von Affenpockeninfektionen sich in den letzten 50 Jahren mehr als verzehnfacht haben.

Bisher war diese Erkrankung nur in Afrika, zum Beispiel in Nigeria bekannt. Nach Angaben der WHO gab es in Nigeria zwischen September 2017 und April 2022 etwa 560 Verdachtsfälle, von denen 241 bestätigt wurden. Affen gelten als sogenannte Fehlwirte, das Virus wird wahrscheinlich durch Nagetiere, Präriehunde oder Eichhörnchen übertragen. Fälle außerhalb von Afrika sind selten und gingen bislang auf infizierte Reisende oder importierte Tiere zurück. Außerhalb von Afrika gab es das bisher nicht. Die Affenpocken stammen vermutlich von Nagetieren in Zentral- und Westafrika und springen immer wieder auf Menschen über. Erste Fälle wurden jetzt auch in Europa festgestellt, zunächst in Großbritannien, Spanien, Portugal, Israel und Schweiz. Die WHO berichtet von rund 90 bestätigten Infektionen und 30 Verdachtsfällen in Ländern, in denen das in West- und Zentralafrikanische Virus normalerweise nicht auftritt. Die Zahl der Krankheitsfälle in Europa, auch in Deutschland, werden steigen. Auch in den USA konnte das Affenpockenvirus beim Menschen nachgewiesen werden. Der Gesundheitsminister Karl Lauterbach sagt, es sei nur eine Frage der Zeit gewesen, dass dieses Virus auch in Deutschland ankäme. Nicht nur die WHO ruft zur besonderen Wachsamkeit auf, auch das Robert-Koch Institut (RKI) sensibilisiert die Ärzte in Deutschland bei unklaren, pockenähnlichen Hautveränderungen und Fieber, diese möglichen Ursachen in Betracht zu ziehen.

Die Pockeninfektionen galten bisher durch eine Impfkampagne, die 1980 endete, als ausgerottet. Der Immunschutz scheint jetzt aber nach und nach weniger zu werden und damit entsteht eine Empfänglichkeit für die Affenpockenviren. Das RKI erklärt, dass Teile der Bevölkerung keinen Impfschutz mehr hätten. Die Übertragung von Mensch zu Mensch geschieht nur durch sehr engen Körperkontakt und durch Tröpfcheninfektion. Häufig betroffen sind vor allem Männer, die homosexuellen Geschlechtskontakt hatten. Nach Angaben des Virologen Norbert Brockmeyer seien die Männer am stärksten gefährdet, die sexuellen Kontakt zu verschiedenen Geschlechtspartnern hatten. Die deutsche AIDS-Hilfe warnt allerdings vor falschen Schlussfolgerungen. Natürlich gäbe es Parallelen zu AIDS – auch eine Viruserkrankung, auch aus Afrika kommend und vor allen Dingen mit Homosexuellen als Betroffene. Es gebe aber auch deutliche Unterschiede, so zum Beispiel in den Krankheitsverläufen.

Das klinische der Affenpockenerkrankung hat große Ähnlichkeit mit der aus früherer Zeit bekannten Pockenerkrankung. Alle Altersgruppen können betroffen sein, die Übertragung von Tier zu Mensch geschieht durch Kontakt mit Sekret oder Blut der infizierten Tiere. Eine Übertragung von Mensch zu Mensch ist auch via Tropfeninfektion möglich, ebenso wie durch sexuelle Kontakte. Das Infektionsrisiko ist nicht so groß wie bei dem Coronavirus, so dass der Gesundheitsminister nicht von einem Risiko einer Pandemie ausgeht. Er fordert, das Virus müsse genau analysiert werden und eine erhöhte Aufmerksamkeit darauf ausgerichtet sein, wie sich die Infektionskrankheit ausbreitet. Rasches Handeln sei erforderlich. Das RKI wiederum erkannte schon seit Jahren eine steigende Übertragbarkeit von Mensch zu Mensch in Afrika: bei etwa 1 von 10 Infizierten gibt das Virus an einen anderen Menschen weiter. Die Ansteckungsgefahr besteht während der gesamten Krankheitsdauer, also von Beginn der Infektion bis zum Abfall der Krusten. Das höchste Risiko, sich bei einem Erkrankten zu infizieren, besteht im Anfang dieses Infektionsgeschehens, also während der Fieberphase. Nach Viruskontakt besteht die Inkubationszeit, also die Zeit bis zum Auftreten der ersten Symptome, für 7-21 Tage, durchschnittlich 14 Tage. Die meisten Krankheitsverläufe sind milde, aber auch schwerere Verlaufsformen und Todesfälle kommen vor. In manchen Fällen kann es auch zu Dauerschäden kommen. Zu den Risikogruppen gehören Kinder und immungeschwächte Menschen. Die Krankheit beginnt mit Fieber und Kopfschmerzen, geschwollenen Lymphknoten, manchmal besteht auch eine Durchfallerkrankung. Der Ausschlag beginnt häufig im Gesicht und breitet sich dann über den ganzen Körper aus.

Die nachgewiesene Erkrankung ist meldepflichtig. Nachgewiesen wird sie durch Abstrich mit PCR-Test oder elektronenmikroskopisch. Eine spezifische Therapie gibt es wie bei den meisten Viruserkrankungen nicht, es sollte daher eine symptomatische Therapie erfolgen. Aus Erfahrung wissen wir, dass eine Pockenschutzimpfung auch vor Affenpocken-Infektionen schützt. WHO und RKI empfehlen, Erkrankte zu isolieren.

21.05.2022