Bei der diesjährigen Gesundheitsmesse des Medizinischen Qualitätsnetzes Bochum am 13. August im RuhrCongress stehen die Themen Gesundheit und Umwelt im Mittelpunkt. Wie aktuell der Gedanke ist, dass Gesundheit ohne Umweltschutz nicht denkbar ist, wird jeden Tag deutlicher. So widmet die Wochenzeitung „Die Zeit“ in ihrer Ausgabe vom 15. Juni 2023 dem Thema „Der Klimawandel gefährdet unsere Gesundheit“ einen großen Übersichtsartikel.
Zum Beispiel werden durch den Klimawandel bisher hier unbekannte Erreger in Europa präsent und verursachen „exotische“ Krankheiten wie das West-Nil-Fieber oder andere Tropenkrankheiten. Bundesgesundheitsminister Professor Karl Lauterbach und die Umweltministerin Steffi Lemke haben die aktuelle Relevanz des Themas erkannt. Ihre Sorge basiert auf Gutachten des wissenschaftlichen Beirats der Bundesregierung zu globalen Umweltfragen. Es entstehen Programme, die gefährdete Menschen vor der Hitze schützen sollen. Die Akteure vom Bund, Ländern und Kommunen schließen sich zusammen, um Aktionspläne für Hitzeperioden zu erstellen, allen voran die Stadt Berlin. Der Bundesgesundheitsminister verspricht noch in diesem Sommer einen nationalen Hitzeschutz-Plan zu formulieren und will alle relevanten Partner zu einem Treffen einladen. Im Mittelpunkt stehen besonders diejenigen Menschen, die die Belastungen durch Hitze noch nicht oder nicht mehr kompensieren können – also Kinder und Ältere. Auch Schwangere gehören zu der Risikogruppe.
Herzinfarkte und Schlaganfälle treten häufiger auf
Bei alten Menschen kommt hinzu, dass durch eventuelle Erkrankungen der Nieren nicht mehr ausreichend Flüssigkeit durch Konzentrierung des Harns zurückgehalten werden kann. Hinzu kommt, dass bei alten Menschen das Durstgefühl reduziert ist und sie daher zu wenig Flüssigkeit aufnehmen. Herzinfarkte und Schlaganfälle treten häufiger auf, die Zahl der Krankenhauseinweisungen wegen Dehydrierung steigt in den Hitzeperioden um mehr als ein Drittel. Im Sommer 2003 starben in Deutschland 9500 Menschen, im Jahr 2006 7500 Menschen, 2015 gab es 6000 Tote, 2018 starben 8700 Menschen und 2022 4500 Menschen. „Hitzetote sind vermeidbare Tote. Dass Menschen an Hitze sterben, sei noch nicht im Bewusstsein angekommen. Wer seinen Risikostatus nicht kennt, zeigt weniger Hitzeschutzverhalten“, so Dr. Peter Bobbert, Präsident der Ärztekammer Berlin. Es ist nicht zu übersehen, dass extreme Hitzespitzen und Hitzewellen häufiger und intensiver geworden sind, schreibt der Weltklimarat in seinem aktuellen Sachstandsbericht.
Berlin macht nun vor, wie Hitzeschutz funktionieren könnte. Nach diesem Plan werden öffentlich zugängliche kühle Räume eingerichtet. Schon im vergangenen Jahr wurde eine Alarmkette etabliert, die bei starker Hitze vor Belastung warnt und zu Schutzmaßnahmen auffordert. Es wurden Teams in den Rettungswagen geschult, Informationen und Tipps zu Hitzetagen erstellt, die unter anderen in Apotheken, Essensausgabestellen oder Obdachlosenhilfe verteilt werden. Krankenkassen planen Online-Schulungen. Auch ambulante Pflegedienste sollen in die Konzepte eingebunden werden. Öffentlich zugängige Trinkwasserbrunnen sollen vermehrt angeboten werden.
Unsere europäischen Nachbarn sind uns beim Hitzeschutz weit voraus
Die Städte und Kommunen können durch die Neuanpflanzung von Bäumen natürliche Klimaanlagen schaffen; durch Dachgärten, Fassaden und Hofbepflanzungen können die Außentemperaturen um ein paar entscheidende Grade verringert werden. Unsere europäischen Nachbarn, z.B. Italien und Frankreich, sind uns beim Hitzeschutz weit voraus. So werden Krankenhäuser, Schulen und Sozialdienste frühzeitig gewarnt, um Maßnahmen zu ergreifen, Räume zu verschatten und zu kühlen, für Flüssigkeitsnachschub zu sorgen und Medikamentengaben anzupassen. Nun ist das Thema auch in Deutschland angekommen
Das Robert Koch-Institut hat gerade den ersten Teil seines Sachstandsberichtes Klimawandel und Gesundheit 2023 veröffentlicht Der Report warnt auch vor Lebensmittelinfektionen zum Beispiel durch Salmonellen, die mit der Temperatur zunehmen. Es gibt auch Hinweise auf zunehmende Pilzinfektionen. Das Robert Koch-Institut wird im September den zweiten Teil seines Reports veröffentlichen. Im Dezember 2023 wird dann der dritte Teil erscheinen, der sich mit den Handlungsoptionen beschäftigen wird.
mt / Quelle: DIE ZEIT