Opioide sind umgangssprachlich Opiate, die in der Schmerztherapie eingesetzt werden. Diese Gruppe ist weit aufgestellt. Man unterscheidet zwischen schwach wirksamen Opioiden und den stark wirksamen. Diese Medikamente müssen sehr reflektiert wahrgenommen werden. Neben ihren sicher positiven Eigenschaften der Schmerzlinderung muss man aber auch die Gefahren sehen. Diese liegen in der Möglichkeit der Erzeugung einer Abhängigkeit und den möglichen Gefahren, die häufig in der Überdosierung begründet sind.
800.000 Tote in 20 Jahren – die Opioid-Krise in den USA hat in den vergangenen beiden Jahrzehnten unzähligen Menschen in den Vereinigten Staaten das Leben gekostet. Allein in den Jahren 2011 bis 2016 stieg die Anzahl der Opioid-bezogenen Todesfälle in den USA um 75 %, von 73,3 pro 1 Millionen Einwohner auf 131,0 pro 1 Million Einwohner. Diese Zahlen zitiert der Opioidreport 2022 des Bremer „SOCIUM“, Forschungszentrum Ungleichheit und Sozialpolitik der Universität Bremen, in einer aktuellen Erhebung. Das Problem ist also auch in Deutschland angekommen.
Immerhin lag der Opioid-bezogenen Todesfälle in Deutschland im Jahr 2016 bei 9,5 pro 1 Million Einwohner. Das sind zwar deutlich weniger Opioid-Opfer als in den USA. Allerdings zeigte sich auch: Bei den Pro-Kopf-Verordnungen lag Deutschland zwischen 2014 und 2016 gleich hinter den USA. Die Untersuchungen aus Bremen zeigen, dass sich das Verordnungsverhalten verändert hat. In Deutschland werden immer mehr Opioid-Analgetika verschrieben: Von 1996 bis 2020 stiegen die Verschreibungen von Opioiden von 129 Millionen definierten Tagesdosen (DDD) auf 446 Millionen DDD. Das bedeutet eine Zunahme um das 2,5-fache. Offenbar werden die starken Schmerzmittel immer häufiger auch an Patienten mit Rückenschmerzen oder Arthrose verschrieben, anstatt – wie eigentlich vorgesehen – an Palliativ- oder Krebspatienten. Vor allem Fentanyl sei ein „kritischer Wirkstoff“, schreiben die Wissenschaftler. Das Opioid wirkt 100-mal stärker als Morphin. Tatsächlich wurden 2020 genau 51,7 Millionen DDD verschrieben. Damit lag Fentanyl als Spitzenreiter weit vor den Wirkstoffen Hydromorphon mit 32,8 Millionen DDD und Oxycodon mit 23,2 Millionen DDD. Die Bremer Forscher schreiben überdies, dass es vor allem Hausärztinnen und Hausärzte sind, die Fentanyl und andere Opioide verschreiben. 95,3% aller Fentanyl-Verordnungen im Jahr 2020 kamen von Hausärzten. Fachärzte hingegen verordnen weitaus vorsichtiger: So verschrieben etwa Anästhesisten im selben Zeitraum nur 2,4% allen Verordneten. Das Problem wird auch dadurch stärker, weil es ist bequemere Anwendungsformen gibt, zum Beispiel das Fentanyl- Pflaster.
mt