Männer und Frauen werden von Covid 19 unterschiedlich betroffen. Frauen erkranken häufiger, bei Männern ist die Sterberate höher. Die Risikofaktoren für die Covid 19 – Infektions-Alter, Vorerkrankungen wie Diabetes und Bluthochdruck – sind bekannt, nun tritt ein neuer Aspekt auf – das Geschlecht. Die Unterschiede sind nicht kulturabhängig, sondern gelten weltweit.
In China waren 70 % der Verstorbenen Männer, die Sterberate ist um das 2,4-fache bei ihnen höher (Tongren Hospital Peking), im weltweiten Durchschnitt ist der Anteil der verstorbenen 60 % männlich, in Deutschland 53 % (RKI). In der Schweiz sind 70-80 % der Intensivpatienten männlich (Uni Zürich). Das ist deshalb erstaunlich, weil mehr Frauen als Männer sich infizieren. Frauen haben meist berufsbedingt mehr soziale Kontakte wegen ihrer Arbeit auf Kranken- und Intensivstationen oder in Pflegeeinrichtungen. Diese Geschlechtsunterschiede kommen in den Studien meist nicht vor. Die Universität Bielefeld analysierte 4500 Covid-Studien und fand, dass nur vier Prozent im Studiendesign den Geschlechterunterschied mit überprüften. Die Studien berücksichtigten auch nicht, dass Männer und Frauen unterschiedlich auf medikamentöse Behandlungen reagieren.
Warum ist die Sterblichkeit durch SARS-CoV-2 Viren bei Männern höher?
Warum ist die Sterblichkeit durch SARS-CoV-2 Viren bei Männern höher? Das gilt auch für anderen Virusinfektionen. Das männliche Immunsystem tut sich schwer mit Infektionen. Ursachen könnten in der Evolution liegen. Die Frauen haben eine stärkere Immunantwort möglicherweise, um den Nachwuchs über die Muttermilch zu schützen. Das weibliche Sexualhormon Östrogen stärkt die Immunantwort. Östrogen fördert die Bildung von Interferon und den Immunglobulinen. Viele Gene, die für die Immunreaktion wichtig sind liegen auf dem X-Chromosom, von dem die Frau zwei hat.
Die stärkere Bereitschaft, Infekte abzuwehren, zeigte sich auch früher bei der SARS-Epidemie und der MERS-Epidemie, verwandte Erreger von dem SARS-CoV-2-Virus, mit milderen Krankheitsverläufen bei Frauen. Nicht nur die Immunabwehr, auch zelluläre Eigenschaften werden hormonell beeinflusst, so z.B. der ACE2-Rezeptor, die Eintrittspforte für das Virus in den Zellraum. Das Protein ACE 2 wird von Testosteron hochgeregelt, durch Östrogen wird die Verbreitung gehemmt. Die Coronapandemie lehrt uns vieles, nicht nur über die Bedeutung der Immunreaktion, deren Regulation oder Fehlregulation (der Zytokinsturm führt zu schweren Krankheitsverläufen), sondern auch über die Unterschiede zwischen Mann und Frau.
mt