Die Zahl der COVID-19-Infektionen steigt. Die Vereinbarung der Ministerpräsidenten der Länder sieht eine Verschärfung der Einschränkungen vor und macht dieses Vorgehen an sogenannten Inzidenzen fest. Aber auch andere Zahlen fordern ein zügiges Handeln. Die deutsche Krankenhausgesellschaft warnt vor verschärften Versorgungsengpässen in den Krankenhäusern. Die Zahl der COVID-19-Patienten auf den Intensivstationen steigt. Heute werden bundesweit mehr als 5000 Patienten intensivmedizinisch behandelt. Die Patienten auf den Intensivstationen sind mittlerweile jünger, ihre Verweilzeit ist länger. Das führt zu Versorgungsengpässen bei regulären Patienten. Notwendige Behandlungen, z.B. planbare Operationen müssen schon jetzt verschoben werden.
„Wenn sich die Infektionslage in den nächsten Wochen nicht entspannt, werden viele Kliniken an den Punkt kommen, dass sie Operationen nicht nur um ein paar Wochen, sondern um Monate verschieben müssen“, sagt der Hauptgeschäftsführer der Deutschen Krankenhausgesellschaft, Gerald Gaß. Aktuell stellen 90% der Kliniken mehr als 10% der Eingriffe zurück, die Hälfte der Kliniken sogar mehr als 20%. Von den Verschiebungen sind häufig Operationen bei Tumorpatienten betroffen oder Gelenkersatz-OPs.
Die meisten Intensivstationen haben 10-12 Betten. Um akute Notfälle wie Herzinfarkte oder Schlaganfälle versorgen zu können, werden in der Regel 20% der Betten freigehalten, also 2-3 Betten pro Intensivstation. Durch die akute Belastung auf den Intensivstationen wird mittlerweile mancherorts nur noch ein Bett für Notfälle freigehalten.
Wenn die bundesweit Corona-Notbremse nicht schnell kommt und greift, kommt die Betten-Notreserve aller Kliniken in Deutschland, das wäre dann der Katastrophenmodus. Das Personal aus anderen Abteilungen müsste abgezogen werden, um die notwendigen intensivmedizinischen Behandlungen durchführen zu können, das würde eine Verschlechterung für alle Krankenhauspatienten bedeuten. Diese Krisenmedizin wäre erforderlich, wenn mehr als 6000 COVID-19 Patienten auf den Intensivstationen behandelt werden müssen. In Bochum waren am 20.4. von den vorhandenen 168 Intensivbetten noch 18 frei, am Vortag waren es noch 25.