Mit Remdesivir steht ein Medikament gegen Sars-CoV-Virus zur Verfügung, allerdings muss es intravenös verabreicht werden. Der USA-Pharmakonzern Merck, in Europa bekannt als MSD, hat jetzt ein oral einnehmbares Medikament in einer Phase III Studie getestet – Molnupiravir. Wegen der überzeugenden Wirksamkeit wurde die Studie vorzeitig beendet und der Zulassungsantrag bei der FDA gestellt. Weitere Zulassungsanträge wurden weltweit eingereicht. In der Zulassungsstudie wurde die „Pille“ gegen Placebo getestet. In der Molnupiravir-Gruppe konnte die Einweisungshäufigkeit halbiert werden und die Sterblichkeit auf 0 gesenkt werden. Die Fragen nach Art und Umfang möglicher Nebenwirkungen und der Verträglichkeit müssen noch untersucht werden. Im Gruppenvergleich war die Zahl der unerwünschten Ereignisse (Nebenwirkungen) gleich. Auch die Einnahmeabbrüche waren gleich. Gelangt das Viruserbgut in die Wirtszelle, wird die Virus-RNA abgelesen und verschiedene Eiweiße produziert, die das Erbgut des Virus vervielfältigen. Eine Schlüsselrolle spielt besonders Protein: die Virus-RNA-Polymerase/RdRp. Die neue Virus-RNA wird umhüllt und dann aus der Zelle geschleust, um neue Wirtszellen angreifen zu können. Wirkstoffe, die sich gegen die virale RNA-Polymerase richten, wirken daher antiviral. Auch menschliche RNA-Polymerase wird vorübergehend blockiert, was aber nicht sehr schlimm ist, der Nutzen ist größer als der Schaden. Auch ein Medikament gegen Hepatitis C-Virus wirkt ähnlich.

Wird Molnupiravir in den Köper aufgenommen, wird es verstoffwechselt. Bei dieser Verstoffwechselung entsteht ein Stoff, der den Bausteinen der RNA ähnelt, der in die Virus-RNA fälschlicherweise eingebaut wird und zu Mutationen führt. Die Folge ist eine Synthesefehlfunktion mit tödlicher Mutation. In der Wirtszelle kommen aber auch unveränderten RNA-Bausteine vor, die die Wirtszelle für die eigene RNA-Synthese braucht, sodass auch weiterhin, aber vermindert, Virus-RNA gebildet wird. Deshalb ist das neue Medikament kein Virus-Killer, sondern eine Virusvermehrungsbremse.

mt