Der Bundesgesundheitsminister plant eine Veränderung der Krankenhauslandschaft in Deutschland. Trotz hoher Ausgaben entstehen Versorgungsdefizite. Die gesetzlichen Krankenkassen gaben 2021 86 Milliarden Euro für Klinikbehandlungen aus.
1719 Krankenhäuser gibt es laut aktueller Statistik des Gesundheitsministeriums derzeit in Deutschland. Pro 1000 Einwohnern werden 7,8 Klinikbetten vorgehalten; das ist die höchste Bettendichte in Europa. 7,2 Tage beträgt die durchschnittliche Verweilzeit während eines stationären Aufenthaltes, am längsten in Brandenburg, am kürzesten im Saarland. Die Kosten zwingen die Krankenhäuser, die Verweilzeiten ständig zu reduzieren und ausstehende Untersuchungen in den ambulanten Versorgungsbereich zu verlagern.
Die Argumente für eine Krankenhausreform sind überzeugend. 60% der Deutschen wünschen sich von einer Krankenhausreform eine bessere medizinische Versorgung. Deutschland hat zu viele Krankenhäuser und zu geringe Qualitätsstandards. So werden 447 vermeidbare Nachoperationen nach Hüftgelenkersatz erforderlich, weil einige Kliniken diese Behandlung weniger als 200-mal jährlich durchführen. Derzeit werden in Deutschland Schlaganfälle in 1049 Kliniken versorgt, aber weniger als jede dritte Klinik verfügt über eine spezialisierte Behandlungseinheit – eine Stroke-Unit. Am Beispiel einer Schlaganfallbehandlung erläutert die Studie zur Krankenhausreform: „Würden Schlaganfall-Patienten nur noch in Kliniken mit Stroke-Units gebracht, würde sich die durchschnittliche Fahrzeit insgesamt um nicht einmal 2 Minuten verlängern.“
Neben den Defiziten der Versorgungsqualität gibt es auch ein Personalproblem. 12,1 Pflegekräfte kommen hierzulande auf 1000 Einwohner. Auch damit liegt Deutschland deutlich über dem EU-Durchschnitt. Das Personalproblem ergibt sich daraus, dass die Pflegekräfte auf zu viele Krankenhäuser verteilt werden, auch hier würde die Reform Abhilfe schaffen. Fast ein Drittel aller Klinik in machen Defizite. Eine Veränderung der Kostenerstattung soll hier Abhilfe schaffen.
Die Krankenhausplanung liegt in den Händen der Bundesländer, also sind weitere Verhandlungen zwischen Bund und Ländern erforderlich.
mt
Quelle: DIE ZEIT 29.6.2023