Die Vorsitzende des Ethikrats Prof. Alena Buyx, Medizinerin, Soziologin und Philosophin äußert sich zur Frage der Lockerungen für Geimpfte, diese müssten davon abhängig gemacht werden, inwieweit Geimpfte das Virus noch übertragen können. Vollständig Geimpfte geben laut Robert-Koch-Institut das Virus weniger oft weiter als frisch Getestete, sodass man die Quarantäneregelungen anpassen könne.
Die Aufgabe von Kontaktbeschränkungen für Geimpfte sieht die Medizinethikerin allerdings skeptisch. Der Hinweis aus der jüngeren Generation auf einen doppelten Nachteil sei berechtigt: Kinder, Jugendliche, Auszubildende und Studierende sind weniger geschützt und haben mehr Einschränkungen zu ertragen als Geimpfte. Daraus entstände ein Solidaritäts- und Gerechtigkeitsproblem in der Gesellschaft, das zu Spannungen führen könnte.
Wenn in einer Familie Eltern geimpft sind, Kinder aber noch nicht, müssten die Kinder im Falle des Urlaubs in Quarantäne, die Eltern nicht. Es gäbe also unterschiedliche Freiheiten. Man müsse aufpassen, dass die Spannungen nicht zu Spaltungen führen. Es bedürfe also der Rücksicht der Geimpften gegenüber denjenigen, die noch warten müssten. Sie verweist auf ökonomische und mentale Belastungen, die psychische Folgen haben können. Es gäbe Bildungsverluste und Lernrückstände, es werde viel Leben verpasst.
Buyx fordert von der Politik die Wahrnehmung und Gestaltung dieser temporär ungerechten Situation, das hieße Angebote an Nichtgeimpfte zu machen bei Fortbestehen der Ausgangssperre und Kontaktbeschränkungen. So könne man beispielsweise den Familien und jungen Menschen freiwerdende Testkapazitäten anbieten. Es brauche große und kreative Förderprogramme für die junge Generation.