Die Zahl der Coronatoten hat die Grenze von 3 Millionen überschritten. Die meisten Todesfälle gab es in den USA, gefolgt von Brasilien. Gibt es eine Übersterblichkeit? Viele behaupten: nein. Daher sollte man sich die Daten genau ansehen. Wieviele Menschen sterben an der Coronainfektion, – und wieviele mit? Es gibt eine Analyse des Robert-Koch-Institutes (RKI), die erfasst die Menschen, die positiv auf das Coronavirus getestet wurden und Menschen, bei denen der Tod klar in einem Zusammenhang mit der Infektion steht. Die Analyse zeigt also, dass beides stimmt: Tod mit Coronavirus und Tod durch Coronavirus. Nach RKI ist aber klar, dass der größte Teil an der Coronainfektion stirbt, diese Aussage stützt sich auf Angaben der DT. Gesellschaft für Pathologie: 86% der Todesfälle sind wesentlich oder allein auf die direkten Folgen der Infektion zurückzuführen (Erkrankungen am Lungengewebe 37%, der Bronchien 15%, Mikrothromben in Organen 20% und Thrombosen 19 %). Auch Vorerkrankungen, z.B. Herzkreislauferkrankungen, spielen eine wesentliche Rolle. Es sterben Menschen an Infarkten, die durch die Infektion ausgelöst wurden und nicht durch die Vorerkrankung. Die Pathologen nehmen eine verlorene Lebenszeit von 10 Jahren an.
Was beeinflusst die Sterblichkeit?
1. Alter: der größte Anstieg der Sterblichkeit fällt in das Alter größer als 70
2. Unterbringung: Ein Großteil der Todesfälle findet sich in Altersheimen
3. Vorerkrankungen: z.B. Diabetes mellitus und Übergewicht verdoppeln das Risiko einer Hospitalisierung. Das Sterberisiko steigt bei einer Herzschwäche, aber auch bei einer Demenzerkrankung und nach einer Transplantation um bis auf das Vierfache.
4. Geschlecht: Männer haben ein höheres Sterblichkeitsrisiko, auch schon in den jüngeren Altersgruppen. Das hat soziale Gründe (z.B. Berufstätigkeit), Risikobereitschaft, aber auch medizinische und immunologische. Männer haben wahrscheinlich mehr ACE-2-Rezeptoren (Eintrittspforte für den Erreger) und häufiger Antikörper gegen Interferon (Eiweiße mit antiviraler Wirkung). Auch Hormone spielen eine Rolle. Durch Gabe von Östrogenen konnte der Krankheitsverlauf günstig beeinflusst werden
5. Sozialer Status
Bekanntermaßen haben Menschen mit einem niedrigem sozialen Status ein höheres Erkrankungsrisiko (Morbiditätsrisiko) und ein höheres Sterberisiko (Mortalitätsrisiko). Die Besonderheiten der Coronapandemie verstärkt diese Situation in besonderem Ausmaß. Im Dezember 2020 und Januar 2021 lag die Sterblichkeit für Menschen in sozial benachteiligten Verhältnissen um 50-70% höher als im Durchschnitt, schreibt das RKI, weil beengte Wohnverhältnisse, größere Familien mit mehreren Generationen, Berufe mit mehr Kontakt und geringer Verdienst mit ungesünderen Lebensweisen der Ausbreitung des Virus Vorschub leisten.
Übersterblichkeit
Der Begriff „excess mortality“ ist ein Maß für die Schwere einer Epidemie/Pandemie. Er beschreibt das Ausmaß der Todesfälle im Vergleich zum statistischen Mittel der Todesfälle über vergangene Jahre ermittelt. Seit März 2020 ist die Zahl der Todesfälle weltweit gleichzeitig angestiegen, das zeigen die Zahlen europäischen Datenbank EuroMomo, des Statistischen Bundesamtes und der Human Mortality Datebase. Verglichen mit den Daten der Sterblichkeit aus den Grippewellen etwa in besonders betroffenen europäischen Ländern wie Frankreich, Belgien, Italien, Spanien, Schweiz, Schweden und anderen, ist die Sterblichkeit deutlich coronabedingt angestiegen. In Deutschland ergibt sich kein einheitliches Bild. Zu Beginn der Pandemie gab es sogar weniger Todesfälle, wahrscheinlich wegen der Einschränkung des öffentlichen Lebens weniger Verkehrstote, Morde und Gewaltverbrechen. Auch die Zahl der an Influenza und Pneumokokkeninfektion Verstorbenen war rückläufig. Der weitere Verlauf muss abgewartet werden. Die Mutationen führen zu mehr Krankenhauseinweisungen, Intensivbehandlungen und Beatmungsnotwendigkeiten.
Nicht nur das Infektionsgeschehen im engeren Sinne trägt zur Übersterblichkeit bei. Z.B. in Peru können über 70% der überschüssigen Todesfälle nicht durch SARS-CoV-2 erklärt werden, in den USA 25 %,in Spanien 35 %. Die Erklärung: es gibt auch andere Gründe, die im erweiterten Zusammenhang mit einer Coronarinfektion stehen:
Angst – trotz Beschwerden vermeiden gesundheitlich angeschlagene Patienten einen Arztbesuch oder einen Krankenhausaufenthalt
Isolation – in der Einsamkeit verschlechtert sich der gesundheitliche Zustand der Menschen, sodass sie früher sterben
Überbelastung – die Gesundheitssysteme kommen an ihre Grenzen, das Gespenst der Triage geht herum.
Latenz – erst steigt die Zahl der Inzidenzen, mit etwas Abstand die Zahl der Krankenhauseinweisungen, später die Zahl der notwendigen Intensivbehandlungen, dann die Zahl der Beatmungsfälle und danach steigen die Todeszahlen.
mt