Der Klimawandel sorgt dafür, dass sich das Ausbreitungsgebiet der Zecken erweitert. Die Zecke bleibt ganzjährlich aktiv. Damit steigt auch die Gefahr der Frühsommer-Meningoenzephalitis (FSME). Die Frühsommer-Meningoenzephalitis ist eine Entzündung des Gehirns und der Hirnhäute, die durch Viren hervorgerufen wird. Die Zecken übertragen das Flavivirus. Es kommt weltweit in verschiedenen Varianten vor, in Deutschland ist es meist die europäische Variante. Bei Kindern kommt es häufig zu Fehldiagnosen, weil nach Bissen der Tiere auch untypische Symptome auftreten können. Eine Untersuchung aus Tschechien zeigte, dass zwei Drittel der Frühsommer-Meningoenzephalitis bei Kindern falsch diagnostiziert wurde. Häufig wird eine Sommergrippe angenommen, die mit Fieber, Kopfschmerzen oder Erbrechen einhergeht. Da auch andere Organe wie die Leber, das Herz oder der Darm mitbetroffen sein kann, ist eine frühzeitige Diagnose und Behandlung notwendig. Durch Zecken kann auch der Erreger der Borreliose übertragen werden. Die Borreliose ist eine Krankheit, die durch eine Infektion mit Bakterien, nämlich Borrelien, verursacht wird. Diese werden durch Zeckenstiche auf den Menschen übertragen. Eine direkte Ansteckung von Mensch zu Mensch ist nicht möglich.
Die Wahrscheinlichkeit der Übertragung eines Erregers nach Zecken ist in Deutschland nicht einheitlich. Ein erhöhtes Infektionsrisiko besteht vor allem in Bayern und Baden-Württemberg. In Süddeutschland haben sich verschiedene FSME-Stämme etabliert, die für die Krankheitsfälle verantwortlich sind. Im übrigen Deutschland sah man diese genetische Vielfalt nicht.
In den ausgewiesenen Risikogebieten empfiehlt die „Ständige Impfkommission“ (Stiko) eine FSME-Impfung. Ute Mackenstedt vom Fachgebiet Parasitologie der Stuttgarter Universität Hohenheim betonte am Freitag aber, dass das Risiko auch in Norddeutschland gegeben sei, es sei dort nur vergleichsweise geringer.
17.04.2023
Dr. med. Michael Tenholt